Auftragsflaute mit Optimismus, Transparenz und Qualität begegnen
Die angespannte Wirtschaftssituation und Talfahrt der mittelständischen Industrie macht auch vor der Olper Abteilung der Werthmann-Werkstätten, in welcher Menschen mit vorrangig psychischen Erkrankungen arbeiten, keinen Halt. Aus der Tatsache, dass die Auftragslage in dieser Abteilung in den letzten zwei Jahren um 35 % gesunken ist, macht Gesamtleiter Andreas Mönig keinen Hehl. Mit einem positiven Blick in die Zukunft und einem Appell an mögliche Auftraggeber aus Wirtschaft, Industrie und Handel lautet die Devise auch weiterhin „Arbeit möglich machen!“ Für alle.
Zumal die schlechte Auftragslage nicht nur den Betrieb als solchen, sondern auch dessen Beschäftigte mit voller Härte trifft – denn: „Die Zeiten, in denen wir nicht arbeiten können, bekommen uns nicht gut“, bringt es Anja Klein auf den Punkt. So wie ihr geht es vielen der insgesamt 135 Beschäftigten der Abteilung, deren Steckenpferd die Bereiche Industrie- und Elektromontage sowie Skinverpackung sind. „Unsere sinnstiftende Tagesstruktur, die uns neben der beruflichen auch eine soziale Teilhabe bietet, bricht dann weg“, so die Olperin, die sich wieder einen ausgefüllteren Arbeitsalltag mit „neuen Herausforderungen und vielfältigen Tätigkeitsfeldern von Auftraggebern aus nah und fern“ wünscht.Für sie sind die Erfahrungen in den Werkstätten eine notwendige Vorbereitung auf den sozialversicherungspflichten Arbeitsplatz.
Während sich früher die „To-do‘s“ aneinandergereiht haben und lückenloses Arbeiten möglich war, herrscht heute zwischen manchen Aufträgen und arbeitsvorbereitenden Tätigkeiten erstmal Leerlauf. „Einige Großkunden, mit denen wir seit vielen Jahren vertrauensvoll und verlässlich als Partner zusammenarbeiten, haben ihr Auftragsvolumen drastisch zurückgeschraubt“, berichtet Abteilungsleiter Achim Scheckel. „Stückzahlen wurden teils sukzessive reduziert, manche Teile sogar ganz aus der Produktion genommen.“ Das habe dazu geführt, dass die Auftragslage in einigen Bereichen in den letzten zwei Jahren so drastisch gesunken sei. „35 % Rückgang – das ist schon bitter“, so Scheckel zur angespannten Lage innerhalb des Werkstatt-Betriebes.
Mehr als nur Arbeit: Berufliche und soziale Teilhabe
Gerade für die Beschäftigten vor Ort sei dies ein Zustand, der nicht lange tragbar ist. „Keine Arbeit bedeutet Stillstand und Rückzug – manchmal sogar ein Rückfall in alte Krankheitsbilder“, weiß Achim Scheckel. Beschäftigte Anja Klein, die seit ihrem Start im Arbeitsbereich im September 2020 als „Allrounderin“ vielseitig und gruppenübergreifend in der Werkstatt in der Kreisstadt beschäftigt ist, hebt hervor: „Die Tätigkeit in der Werkstatt gibt mir Halt, schafft Struktur und Teilhabe.“
Der öffentlichen Debatte, in der sich noch immer viele Klischees über Werkstätten für behinderte Menschen, die dort im geschützten Rahmen arbeiten, halten, setzt die junge Frau entgegen: „Wir schaffen hier was, werden motiviert, unterstützt und gefördert.“ Von der anspruchsvollen Montage elektrotechnischer Bauteile bis hin zu verkaufsfähig folierten Produkten mithilfe der Skinverpackung – „Daumen drehen statt Schrauben“ sei hier für keinen Beschäftigten eine zufriedenstellende und langfristige Alternative.
Daher sind die Verantwortlichen bemüht, neue Industriekunden zu gewinnen, Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszuloten und in die aktive Kommunikation zu gehen. „Wir bieten wir unseren Auftraggebern und Kunden in vielen Marktsegmenten ein breit aufgestelltes Leistungsportfolio und maßgeschneiderte Lösungen für individuellen Anforderungen. Und nicht zuletzt eine wertvolle Unterstützung bei der Produktion“, so Andreas Mönig. „Wir reagieren auch auf geringe Losgrößen. Flexible Arbeitsgruppen führen kleinere Mengen in kurzer Zeit sowie Großaufträge termingerecht und stets zuverlässig aus.“
„Mit uns können Sie rechnen!“: Jobs so unterschiedlich wie die Auftraggeber
Aufträge erhält die Werthmann-Werkstatt aber nicht allein wegen des sozialen Images. „Wir müssen uns mit den Marktpreisen messen und versuchen stets mit größter Verlässlichkeit und höchster Qualität zu punkten“, versichert Mönig. Allein die Anrechenbarkeit auf Ausgleichsabgabe als Argument für die Zusammenarbeit mit den Werkstätten zu nennen, werde dem Betrieb und den Menschen nicht gerecht. Natürlich sei es so, dass Firmen, die eine Ausgleichsabgabe für nicht besetzte Schwerbehinderten-Pflichtplätze zahlen müssen, Aufträge an die Werkstatt auf diese Abgabe anrechnen lassen können. Ausschlaggebendes Kriterium für die Zusammenarbeit mit den Werthmann-Werkstätten sollte mit Blick auf die Qualität und Liefertreue jedoch auch dieses Argument sein: „Unsere Arbeit ist Herzenssache. Hier heißt es nicht nur: Teil haben, sondern auch Teil sein“, bekräftigt Anja Klein.
Zu den Fotos: : Achim Scheckel (l.) und Andreas Mönig bemühen sich um neue Industriekunden für die Abteilung Olpe (oben), Fachkraft Bastian Dietrich unterstützt Anja Klein bei der Skinmaschine (unten). Fotos: Caritasvervand Olpe
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