Liebe Schützenbrüder, liebe Schützenschwestern,
in den Grußworten meines Vorgängers, Altmajor Peter Liese, hat dieser den Ablauf des Schützenfestes aus verschiedenen Perspektiven beschrieben und so auf immer wieder andere Art und Weise den zeitlichen Ablauf unseres Schützenfestes skizziert. Diese schöne Idee möchte ich gerne fortschreiben. Es stellte sich nur die Frage, welche Perspektive noch nicht beleuchtet wurde: Über den Schützenvogel, einen jungen Schützenbruder, eine ältere Schützenschwester, einen Mitarbeiter des Festwirts, die Familie und den Major wurde ja bereits wunderbar berichtet.
Als ehemaliger Rendant und auch von Berufs wegen mit Zahlen vertraut, dachte ich mir, dass die Perspektive der Biermarke doch auch eine interessante sein könnte. Nun denn: Auch als Biermarke beginnt die Vorbereitung bereits einige Monate vor dem Schützenfest
Der Festwirt bestimmt meine Farbe und – wichtig – was ich wert bin. Und da der Schützenverein gut gewirtschaftet hat, koste ich im Jahr 2024 trotz allgemeiner Preissteigerungen genauso viel wie im Vorjahr, nämlich 2,40 Euro. Frisch aus der Druckerei und praktisch in größeren oder kleineren Blöckchen verpackt, trete ich nun meine Reise zum Ümmerich an. Erfahrene Schützenfestbrüder und -schwestern pilgern bereits ab Freitagmittag auf den Ümmerich, um ein paar Blöckchen meiner Kumpels zu erwerben – da ist noch kein Andrang und ein Bierchen gibt es auch schon. Außerdem kann man dann beim Seniorennachmittag vorbeischauen, der wie gewohnt um 15:00 Uhr beginnt. Um 18:00 Uhr wird es dann zum ersten Mal spannend rund um das Wirtebüro: Immer mehr Besucher statten sich mit dem schönsten Zahlungsmittel des Wochenendes aus und es wird ja auch die Fahne auf dem Dach des Hauptzeltes gehisst. Dort erhält der amtierende Schützenkönig dann den Star unter den Biermarken, die Biermarke mit der Nummer 1.
Anschließend gehen schon einige meiner Kollegen über die Theke, um gegen ein Viertelliter Bier oder – im Ausnahmefall – auch in Cola oder Wasser eingelöst zu werden. Praktisch für alle Beteiligten, dass die Preise für alle Getränke vereinheitlicht wurden.
Sofern ich noch nicht im Umlauf bin, kann ich am Samstagmorgen erst mal im Wirtebüro ausschlafen. Die Hauptkommission des Vorstands trifft sich um 10:00 Uhr am Friedhof, um den verstorbenen Jubelkönigen und Jubelköniginnen zu gedenken.
Die bereits erworbenen Biermarken treten dann eine kleine Reise durch Olpe an: Um 12:30 Uhr wird die Musik am Bahnhof abgeholt, um 15:00 Uhr heißt es dann „Antreten auf dem Marktplatz“. Der eine oder andere Kumpel schafft es dann schon nicht mehr weiter, da die Korporalschaftslokale und weitere Lokale rund um den Marktplatz uns ja auch als Zahlungsmittel akzeptieren.
Für alle anderen geht es dann – wohlbehütet in der Butze des Schützenbruders – weiter durch die Stadt und wir dürfen den Ständchen beim Königspaar, Bürgermeister, Schützenvikar, evangelischen Pastor und Landrat lauschen.
Wenn dann der Festzug auf dem Ümmerich angekommen und der Vogel im Kugelfang befestigt ist, geht es für uns Biermarken so richtig los: Der Schützenmajor gibt das Kommando zum „Wegtreten“ und schon strömen wir zusammen mit unseren Besitzern an die Theken.
Und wenn es in der Butzentasche etwas einsam um uns wird – neue Biermarken gibt es ab dem Jahr 2024 am Wirtebüro, an einer zweiten Ausgabestelle im Hauptzelt und außerhalb des Platzes in der Nähe des DRK im Wendehammer vor dem Eingang.
Nachts um eins heißt es dann „Feierabend“. Entweder liege ich schon hinter der Theke oder bei meinem Käufer auf der Nachtkonsole – dann geht es morgen weiter.
Wenn ich es in die Tasche eines „Alten Königs“ oder eines Offiziers geschafft habe, wandere ich am Sonntagmorgen mit ins Hotel „Altes Olpe“. Dort werden die Jubelkönigspaare vom Sprecher der „Alten Könige“ geehrt. Auch beim Konzert unserer Festmusik auf dem Marktplatz am Sonntagmorgen wird der eine oder andere meiner Kollegen in ein Glas Krombacher umgewandelt.
Nachmittags um 15:00 Uhr heißt es dann wieder „Antreten“ auf dem Marktplatz. Ein besonderes Ständchen erhalten dann alle, die im Krankenhaus verweilen müssen.
Spannend wird es dann auf der Westfälischen Straße, auf welcher Schützenfestsonntag der Dreifachzug stattfindet.
Die Eintauschgefahr während der anschließenden Königspolonaise richtet sich dann ein wenig danach, ob ich in der Jeans des Schützenbruders oder der Handtasche der Schützenschwester gelandet bin – bei letzterer ist die Gefahr während der Polonaise deutlich geringer…
Sofern ich auch den Schützenfestsonntag „im Block“ überlebt habe, geht es am Montagmorgen wieder auf Dienstreise. Ab 6:45 Uhr trifft man sich im Hause des neuen Majors in der Lindenhardt 10, danach geht es dann in die Schützenmesse. Einige meiner Kumpels finden sich dann in der Kollekte wieder – auch ein schöner Verwendungszweck.
Dann endlich wieder rauf auf den Ümmerich – pünktlich um 10:00 Uhr beginnt das Vogelschießen. Während des Schießens hat man dann als Biermarke im Vergleich zum Schützenvogel den leichteren Job: Der interessierte Schützenbruder möchte das spannende Vogelschießen nicht verpassen und der durstige Schützenbruder findet sich meist an einem der zahlreichen Freibierfässchen ein.
Am Rotweintisch werde ich tatsächlich nicht gebraucht: Der Rotwein läuft „außer Konkurrenz“ und das neue Königspaar und die Gratulanten freuen sich um die Wette – da bin ich überflüssig.
m Montagnachmittag stellt sich dann für uns Biermarken die Frage: Gehen wir nochmal mit dem kurzen Festzug mit in die Stadt, in welchem der neue Schützenkönig dann mit Stolz zum ersten Mal die Königskette trägt, oder bleibt man auf dem Platz und genießt die Stimmung dort? Es ist aber auch egal, wir werden ja überall gebraucht.
Um 1:30 Uhr marschiert dann der Nachtzug los. Nach dem feierlichen „Gebet am Kump“, in jedem der drei Nachtzüge ein wunderbarer Moment, wird dann das neue Königspaar am alten Pastorat „abgeliefert“ und das Marinemusikkorps aus Kiel spielt noch ein Ständchen für das Königspaar, bevor es dann „ins Städtele hinaus“ geht.
Spätestens jetzt bzw. einige Stunden zuvor sollte ich meinem eigentlichen Verwendungszweck zugeführt worden sein. Einige meiner Vertreter finden sich aber auch an der Pinnwand im Partykeller wieder oder werden kurz nach dem Fest in den Korporalschaftslokalen in Essen und Getränke umgewandelt.
Soweit der Bericht der Biermarke.
Liebe Schützenbrüder, liebe Schützenschwestern, liebe Festgäste,
ich wünsche Ihnen in dieser aufwühlenden Zeit, die immer mehr geprägt ist von Unsicherheit und Spaltung, einige schöne Tage und sorgenfreie Stunden, ganz nach den Werten unseres St. Sebastianus Schützenvereins „Glaube, Heimat, Kameradschaft und Nächstenliebe“.
Diese Werte treten dem aktuellen Zeitgeist der Zerrüttung entgegen und sorgen hoffentlich dafür, dass wir ein schönes und friedvolles Schützenfest feiern können.
Allen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein können, wünsche ich auf diesem Wege „Gute Besserung“.
Dem Königspaar Christian Hunold und Kirsten Rumpff-Hunold sowie dem 25jährigen Jubelkönigspaar Dr. Burkhard und Edith Ledig sowie unserer 40jährigen Jubelkönigin Wilma Ohly, unserer 50jährigen Jubelkönigin Regina Loeser und unserer 60jährigen Jubelkönigin Bärbel Kemper wünsche ich ein unvergessliches Schützenfest, ebenso natürlich am Montag den begeisterten Nachfolgern unseres amtierenden Königspaars!
Ihr/Euer Schützenmajor Andreas Roll
Zum Foto: Olpes Schützenmajor Andreas Roll und Hauptmann Christian Töne (r.).
Und hier haben Sie den kompletten Zeitablauf zum Olper Schützenfest 2024 im Überblick.
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